Für Natur- und Tierliebhaber wie uns ist Haines ein wahres Paradies. Wir beobachten am Chilkoot River viele Grizzlybären, Weißkopfseeadler und Eisvögel in ihrer natürlichen Umgebung.
Die Braunbären vom Chilkoot River
Kaum in Haines angekommen, fahren wir in die Lutak Road und biegen kurz vor dem Ende der Straße vor einer Brücke links ab. Der Weg geht am Chilkoot River entlang und endet schnell am Chilkoot Lake (Chilkoot Lake State Recreation Site). Dort ist auch ein Campingplatz. Unterwegs stehen am Straßenrand einige Fotografen. Wir hoffen auf Bären, sind aber wegen der vielen Angler im Fluss eher skeptisch. Aber wir haben Glück: Ein Bär sucht im Chilkoot River nach Lachs und läuft am Flussufer entlang.
Wir haben schon viele Schwarz- und Braunbären am Straßenrand gesehen und auf den Ausflügen in die Hallo Bay und den Lake Clark Nationalpark waren wir mitten unter den riesigen Küsten-Braunbären. Dennoch ist es immer wieder ein tolles Gefühl, einen Bären in der freien Natur zu entdecken.
Die Angler im Chilkoot River scheint der Bär nicht weiter zu stören und auch die Fotografen sind nicht gerade übertrieben vorsichtig. Wir beobachten den Bär, der keine 10 Meter entfernt an uns und den anderen Fotografen vorbei läuft.
Wenig später fahren wir weiter und sind schnell am Chilkoot Lake und dem Ende der Straße angekommen. Wir beobachten einen Weißkopfseeadler im Baum auf der anderen Seite. Er schaut mit seinen Adleraugen in den Fluss und hält nach Fischen Ausschau. Durch den Adler bemerken wir den im Fluss schwimmenden Bären erst sehr spät. Ein Braunbär sucht im See nach Lachs. Innerhalb einer Stunde fängt das Raubtier mehrere Lachse und wir beobachten ihn dabei. Ein tolles Erlebnis.
Nach einer Weile schaut der Bär immer wieder nach oben. Er sucht anscheinend einen Weg über die Straße in den Wald. Die meisten Bären schauen sich vorher um und möchten den direkten Kontakt mit Menschen vermeiden. Daher suchen sie sich in der Regel eine Stelle, wo sie die Straße in Ruhe überqueren können. Der Bär verlässt dann auch den See und verschwindet im Wald in Richtung Campingplatz.
Wir haben vor dem Urlaub schon Videos im Internet gesehen, in denen Bären direkt auf der Brücke zu sehen sind. Also machen wir uns auf zur Brücke. Kaum angekommen sehen wir zwei jüngere Bären. Die sind vermutlich noch nicht so lange von der Mutter getrennt. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Mutter ihre Kinder abstößt und sich neu paaren möchte. Oft halten sich die Jungbären dann noch eine Zeit lange zusammen auf, bevor dann jeder Bär seine eigenen Wege geht. Die Bären sind letztendlich Einzelgänger.
Auf der Brücke am Chilkoot River
Auf der Brücke ist recht viel los. Bestimmt 15 Personen halten sich dort auf. Die beiden Bären kommen aus Richtung Haines und laufen am Ufer entlang in unsere Richtung. Wir parken direkt hinter der Brücke und bleiben in der Nähe unseres Truck Campers. Safety first.
Die beiden Bären kommen immer näher und möchten auf die andere Seite. Sie entscheiden sich, die Brücke zu überqueren. Manche Leute laufen schnell weg und wir entscheiden uns, direkt am Auto zu bleiben. Schnelles weglaufen kann den Jagdinstinkt der Bären wecken und wir wollten natürlich keine Risiko eingehen. Die beiden Bären sind aber zum Glück überhaupt nicht an den Menschen interessiert und wollen eigentlich nur auf die andere Seite kommen und weiter am Fluss entlang laufen. Das tun sie auch und wir beobachten die beiden Jungtiere noch eine Weile von der Brücke aus.
Braunbär mit 3 Jungtieren
Am nächsten Tag sehen wir auf dem Weg zum Chilkoot Lake schon ca. einen Kilometer vor der Brücke eine Braunbär Mutter mit drei Jungtieren direkt am Straßenrand. Leider verschwinden die Bären schnell wieder im Wald. Wir entschließen uns spontan zum Mittagessen im Camper auf dem Parkplatz.
Als wir gerade essen, schaue ich aus dem Fenster und sehe die Bären direkt vor dem Fenster stehen. Vor lauter Begeisterung sage ich “Da sind die Bären wieder”. Das hören die Grizzlys und entfernen sich schnell ein paar Meter. Sie bleiben aber in der Nähe und wir können die 4 Tiere eine ganze Zeit lang beobachten. Die Bären haben keine Angst und halten sich nur wenige Meter von unserem Truck Camper entfernt auf. Tim macht das Dachfenster des Pickups vorsichtig auf und streckt seinen Kopf aus dem Dach. Ausgestattet mit seiner Kamera macht er ein paar tolle Bilder und kann die Bären noch besser beobachten als Doro und ich.
Glück im Unglück
Die Bären machen sich wieder auf den Weg in den Wald und müssen die Straße überqueren. Als die Mutter die Straße überquert, kommt ein Auto streift den Bären. Zum Glück ist das Auto nicht so schnell gefahren und die Braunbär Mutter rennt offensichtlich unverletzt in den Wald. Wir können zumindest keine Probleme bei dem Bären erkennen. Die Jungtiere folgen der Mutter in den Wald. Wir sind geschockt und uns schlottern die Knie.
Rücksichtslose Autofahrer…
Es dauert nicht lange, da kommen die Bären wieder aus dem Wald und wollen auf die Wiese auf der anderen Straßenseite. Die kleinen Bären laufen schnell über die Straße, doch die Mutter traut sich nicht. Sie hat offensichtlich Angst vor den Autos und bleibt am Waldrand stehen. Plötzlich dreht ein Jungtier ab und läuft erneut über die Straße und will zurück zur Mutter.
Wieder kommt ein Auto, dieses Mal viel zu schnell. Das Jungtier wird erfasst, wir sind geschockt und sehr traurig. Es ist uns klar, dass das Tier den Unfall nicht überlebt haben kann. Der Fahrer des Pickups schaut sich sein Auto an und fährt recht schnell wieder weiter. Von den Bären ist keine Spur mehr. Auch das in den Unfall verwickelte Jungtier ist weg.
Wir fahren direkt zur Brücke, suchen einen Ranger und sagen Bescheid. Die Rangerin ist erstmal erleichtert, dass die Mutter vermutlich keine Verletzungen davongetragen hat. Von den Bären ist auch in den nächsten Tagen nichts mehr zu sehen. Unsere Hoffnung ist, dass der junge Bär Glück hatte. Der Pickup hat ihn frontal erfasst und der Bär war noch recht klein. Der Pickup könnte durchaus ohne den Bären zu berühren oder ernsthaft zu verletzen, über ihn gefahren sein. Das wäre eine Erklärung, zumal auch von diesem Bären nichts mehr zu sehen war. Wir hoffen sehr, dass der Bär überlebt hat und sich auch nicht ernsthaft verletzt hat.
Speedy – Queen of Chilkoot River
Am Chilkoot River sehen wir immer wieder Speedy. Sie ist die Königin des Chilkoot Rivers und läuft nahezu täglich den Fluss ab. Speedy ist ein sehr ruhiger und gutmütiger Bär, teilen uns die Ranger mit. Dennoch muss man natürlich immer vorsichtig sein. Bären sind Raubtiere. Wir sehen Speedy nahezu jeden Tag mehrmals. Durch eine grüne Markierung im Ohr können wir sie leicht identifizieren. Es ist ihr auch gestattet, an der Lachs Zählstation mitten im Fluss auf halbem Weg von der Brücke bis zum See Lachse zu fangen. Dort müssen die Lachse durch eine Art Wehr und werden gezählt. Die Bären haben es an dieser Stelle wesentlich leichter, Lachse zu fangen als sonstwo im Fluss. Speedy nutzt das ordentlich aus. Sie fängt dort innerhalb kürzester Zeit sehr viele Lachse und frisst sich satt.
Andere Bären werden an der Zählstation von den Rangern oder Mitarbeitern der Station vertrieben. Teilweise auch unter Einsatz von Bärenspray. Davon machen wir uns selbst ein Bild.
Die beiden Jungtiere kommen aus dem Wald und machen sich auf den Weg zur Zählstation im Fluss. Wir lernen von einem Ranger, der gerade mit seinem Auto vorbeifährt und anhält, dass Speedy die Mutter der beiden Bären ist und sie erst vor kurzem verstoßen hat. Der Ranger weist uns daraufhin, dass es gleich spannend wird. Die beiden jungen Bären gehen schnurstracks zur Zählstation und sehen Speedy nicht. Als sie nur noch ein paar Meter entfernt ihre Mutter wahrnehmen, drehen sie sofort und rennen so schnell sie können zurück in den Wald. Wir machen sowohl von Speedy’s Lachsfang als auch von der Flucht der Jungtiere eifrig Bilder.
Fazit
- Wir bleiben in Summe vier Tage in Haines und erleben dort sehr viel. Alles in allem ein Naturparadies mit ganz viel Wildlife, vor allem natürlich die Bären am Chilkoot River.
- Aber auch die vielen Weißkopfseeadler lassen sich dort ganz toll beobachten. Haines ist eine Reise mehr als wert.
- Es macht sich jedoch auch bemerkbar, dass die Lutak Road eine der wenigen Möglichkeiten zur fast sicheren Bärenbeobachtung bietet, ohne dafür eine teure Tour zu buchen. Die richtige Zeit natürlich vorausgesetzt. Man muss sich die Bären mit einigen anderen Schaulustigen teilen, die nicht immer zu 100% vernünftig agieren.
- Wir sind gespannt, wie es weiter geht mit den Bären am Chilkoot River und wie lange die Bären dort noch so frei und ohne zu bezahlende Touren zu beobachten sind.
Schaut euch auch das Video von unserem 4 tägigen Aufenthalt in Haines an.
Gefällt euch Haines genauso gut wie uns? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
Wolfgang sagt
Hallo Andreas,
die Bilder machen Lust auf eine Reise nach Haines. Wir hatten 2014 dort einen Stopp mit dem Kreuzfahrtschiff eingelegt, sind aber nicht zum Chilkoot River gefahren. Kann man dort wirklich so leicht Bären sehen?
Andreas sagt
Hallo Wolfgang,
am Chilkoot River kommen von Juni bis August die Lachse und werden an einer Schleuse (Weire Station) gezählt. Das ist eine super Gelegenheit für die Bären, schnell und einfach Lachse zu fangen. Während dieser Zeit haben wir dort wirklich sehr viele Bären aus nächster Nähe und auch sehr lange beobachtet. Da müsst ihr schon sehr viel Pech haben, im Juli dort keine Bären anzutreffen. Zu einer anderen Zeit ist das natürlich etwas anders…
Karin Luise Ingold sagt
Ich bin per Zufall auf Bericht und Video gestossen.
Wir besuchten 1989 das erste Mal Alaska und Haines. 1993 war unser pre cut Lindal Cedar Home an Oslund Drive fertig gestellt, hoch oberhalb Lutakroad, (Nachbar damals Indian Bill Thomas, später Regierungsmitglied in Juneau). Wir haben eine wunderbare Zeit, zuerst Ferien später länger während unserer Pension dort und weit in Alaska und dem angrenzenden Canada verlebt. Nicht mehr als Touristen sondern als part -time residents. (Chilkat Valley News: ” Flag is out, black truck in town, Swiss people are back….” . Beim Betrachten des Video habe ich vor Fern-Heimweh geweint. Vieles hat sich für Haines seither verändert.. Ich hatte im Juni 2019 mit einem kleinen Schiff, Silversea Muse einige Stunden Aufenthalt in Haines. Der Ort ist fast unverändert, doch die grossen Cruise Ships können nun das Städtli anlaufen. Schade, es geht so sehr auf Kosten der Tierwelt und Natur. Bin 77, habe meinen Mann leider verloren, aber all die schönen Erinnerungen bleiben. Möge man zu diesem Kleinod Sorge tragen!
Andreas sagt
Hallo Frau Ingold,
da kann ich nur zustimmen. Haines ist wirklich ein ganz schönes Fleckchen Erde und gerade der Chilkoot River mit den Braunbären, Weißkopfseeadlern und vielen anderen Tieren hat es uns wirklich angetan. Im nächsten Alaska Urlaub werden wir dort wieder einige Tage verbringen. Die vielen Kreuzfahrschiffe sehen wir auch sehr kritisch. Nicht nur in Haines, sondern grundsätzlich wegen der Natur und Tierwelt.
Viele Grüße in die Schweiz,
Andreas