Vogel Fotografie Guide – Tipps zum perfekten Foto eines fliegenden Vogels
Die Vogel Fotografie ist schwer, vor allem wenn ihr fliegende Vögel ablichten wollt. Nachdem ich jetzt seit vielen Jahren schon unzählige Vögel fotografiert habe, möchte ich auf dieser Seite ein paar Tipps zur Vogel Fotografie geben.
Ein wenig Übung und Grundkenntnisse über die Fotografie vorausgesetzt, ist es nicht sehr schwer, einen Vogel zu fotografieren. Aber nur solange der Vogel stillsteht oder langsam läuft. Sobald die Vögel fliegen, ist ein scharfes Bild nur sehr schwer hinzubekommen. Das erfordert sehr viel Übung und Geduld. Warum ist es so schwer, fliegende Vögel zu fotografieren?
Grund 1: Die Vögel sind oft sehr weit weg
Wenn ein Vogel viele Meter entfernt ist, hat man keine Chance auf ein schönes Foto, auf dem man den Vogel gut erkennen kann. Gerade bei Kleinvögeln lässt sich ab 10 Metern schon kein gutes Bild mehr machen.
Was tun, wenn ein Vogel etwas weiter weg sind? Es gibt meines Erachtens zwei Möglichkeiten, die sich nicht gegenseitig ausschließen. Wer die Gewohnheiten der Vögel kennt, kann auch ungefähr einschätzen, wann ein Vogel wo vorbeikommt. Dann ist die Chance auf ein gutes Foto hoch. Egal ob im Flug oder im Stehen. Wenn ihr euch dann noch entsprechend tarnt oder die natürlichen Gegebenheiten zur Tarnung nutzt, dann sind die Voraussetzungen schon mal ganz gut. Der Eisvogel fliegt zum Beispiel oft die gleichen Ansitzäste an und sucht nach Fischen. Wenn ihr die Gewohnheiten des Vogels beobachtet, dann könnt ihr euch mit der Kamera einen schönen Platz suchen und den Vogel fotografieren. Wenn das immer noch nicht genug ist, dann kommt ihr um ein Teleobjektiv nicht herum. Ich selbst nutze derzeit das Canon 100-400mm und bin damit zufrieden. Wenn ihr euch wegen der Ausrüstung noch nicht festgelegt habt, dann schaut euch auch mal die Systemkameras an. Da gibt es zum Teil Auflösungen von 60 Megapixeln. Im Vergleich zu 20 Megapixeln lässt sich das Bild bei diesen Kameras nachträglich noch sehr gut näher zoomen.
Grund 2: Vögel sind unberechenbar in ihren Bewegungen
Die Flugrichtung von einem Vogel ist nicht nur schwer vorherzusehen, sondern durch die abrupten Bewegungen und Richtungsänderungen extrem schwer einzuschätzen. Ist der Vogel erst einmal im Sucher und Scharf gestellt, ändert er auch schon wieder die Richtung und muss erst wieder neu fokussiert werden. Selbst erfahrene Fotografen brauchen sehr viele Anläufe, bis ein gutes Bild im Kasten ist. Anfänger müssen üben, üben und nochmals üben. Die Vogel Fotografie ist nicht gerade einfach. Kleine Vögel wie Blaumeise, Stieglitz, Spatz oder Rotkehlchen bewegen sich wesentlich schneller und unsteter. Sie wechseln oft unvorhersehbar die Richtung, was die Fotografie von diesen kleinen Vögeln zu einer echten Herausforderung macht.
Sucht euch für den Anfang am besten einen größeren Vogel als Motiv aus. Es muss ja nicht gleich der Kolibri oder Eisvogel sein. Ich habe gute Erfahrungen mit Störchen, Reihern, Enten und Möwen gemacht. Aber auch Greifvögel wie zum Beispiel der Weißkopfseeadler lassen sich ganz gut fotografieren, wenn man nicht zu weit vom Motiv entfernt ist. Sucht euch eine Gegend aus, in der viele Vögel zu sehen sind. Es bietet sich an, zum Üben einen Ort mit regem Flugverkehr zu wählen, an dem die Vögel an Menschen gewöhnt sind. Sie sind dann oft weniger scheu und man kann sich dichter annähern. Auch die Nähe zu Futterhäuschen kann eventuell helfen. Ich fotografiere gerne an einem See, den man über einen Weg umrunden kann.
Mit der Zeit lernt man die Eigenheiten im Flugverhalten bestimmter Vögel kennen und kann sich beim Fotografieren entsprechend darauf einstellen.
Vogel Fotografie – Die Ausrüstung
Fliegende Vögel lassen sich nicht mit Smartphones fotografieren. Auch eine Kompaktkamera wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit versagen. Eine Bridge-Kamera mit einem guten Zoomobjektiv könnte schon eher brauchbare Resultate liefern. Die beste Wahl ist aber eine DSLR oder eine System Kamera. Die Brennweite des Telezoom Objektivs kann eigentlich nie genug sein. Weniger als 300mm würde ich jedoch nicht empfehlen. Bei meiner Kamera (Canon EOS 7d Mark II) mit einem Cropfaktor von 1,6 sind das dann genau 480mm. Ein Telezoom mit 500mm Brennweite oder mehr geht aber schon richtig ins Geld. Ich habe mich daher für das Canon EF 100-400mm Telezoom Objektiv entschieden und bin damit recht zufrieden. Natürlich könnt ihr auch mit weniger Brennweite gute Bilder machen. Dann müssen die Vögel aber sehr nahe sein und dürfen auch nicht zu hoch fliegen.
Wie vermutlich viele Fotografen werden auch für mich die Systemkameras immer interessanter. Die neue Canon R5 nimmt 45 Megapixel bei 20 Bildern pro Sekunde in der Reihenaufnahme auf. Durch die hohe Auflösung lassen sich die Bilder später am Rechner auch noch näher ran zoomen. Wenn ihr mit den Systemkameras mit 40 und mehr Megapixeln Auflösung schon Erfahrungen gesammelt habt, dann schreibt das bitte in die Kommentare. Es würde mich echt mal interessieren.
Zur Vogel Fotografie kann man sich auch ein Stativ zulegen. Ich würde euch für den Anfang aber eher davon abraten. Zum einen werden die meisten Anfänger eher ein etwas günstigeres Stativ kaufen und damit vermutlich langfristig eher nicht glücklich sein. Zum anderen schränkt ein Stativ auch ein. Die Vögel bewegen sich extrem schnell und da kommt man mit einem Stativ oft nicht schnell genug nach. Da ist es meistens besser, die Fotos aus der Hand zu machen. Bei guten Lichtverhältnissen und einer kurzen Belichtungszeit (je kleiner und flinker die Vögel, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein) entstehen auch ohne Stativ tolle Bilder. Ein Stativ könnt ihr euch dann mit zunehmender Erfahrung immer noch kaufen. Dann wisst ihr auch, was für ein Stativ für euch in Frage kommt.
Ich besitze auch ein Tarnzelt und nutze es durchaus regelmäßig. Dann aber immer mit einem Stativ. Das ist im Tarnzelt dann doch deutlich bequemer. Eine Alternative sind Tarnanzüge.
Lichtverhältnisse
Die Sonne sollte immer im Rücken des Fotografen sein. Es macht außerdem wenig Sinn, zwischen 11 – 15 Uhr zu fotografieren. Je nach Jahreszeit kann das nach meiner Erfahrung auch etwas abweichen. Grundsätzlich halte ich mich aber an diese Regel. Bei einem bewölkten Himmel lassen sich aber auch zu dieser Zeit brauchbare Fotos schießen. Das schönste Licht aus Sicht der Fotografen ist immer am frühen Morgen oder am späten Nachmittag. Gerade früh morgens sind viele Vogelarten auch sehr aktiv. Schöne Bilder lassen sich aber auch zur goldenen Stunde machen. Die blaue Stunde nach dem Sonnenuntergang eignet sich auch sehr gut für schöne Fotos, das gilt aber eher nicht für die Vogel Fotografie.
Vogel Fotografie – Einstellungen der Kamera
Die Kamera sollte in den Modus Belichtungszeit (Tv) gesetzt werden. Damit lässt sich die Belichtungszeit sehr schnell ändern und alle anderen Parameter werden automatisch dazu passen ermittelt.
Bei einem großen Vogel sind 1/1000 Sekunden oder kürzer eine gute Belichtungszeit und bei kleineren Vögeln 1/2000 oder kürzer. Den ISO-Wert stelle ich selten höher als 1000. Ich habe aber auch schon ein Bild von einem Fischadler in der Dämmerung gemacht. Da war der ISO-Wert bei 4000. Dann sieht man zwar das Rauschen, aber die Bilder sind dafür gut belichtet und recht scharf.
Ich habe die Kamera Einstellungen bei der Vogel Fotografie leider zu oft erst vor Ort vorgenommen. Manchmal kommt man aber an und hat gleich ein schönes Motiv. Wenn ihr dann erst noch die Kamera einstellen müsst, dann ist der Moment unter Umständen schon wieder vorbei. Wenn ihr einen Fuchs mit einem Hasen im Maul seht und schnell ein Foto machen müsst, um dann hinterher festzustellen, dass die Einstellungen überhaupt nicht zur einsetzenden Dämmerung gepasst haben, dann wisst ihr wovon ich rede. Sehr ärgerlich. Das wäre das vielleicht beste Bild geworden, leider wurde das Bild so dunkel, dass man den Fuchs kaum sehen konnte. Die Kamera hatte noch die Einstellungen von meiner letzten Foto Exkursion bei super Lichtverhältnissen. Ein Fehler, der mir leider schon zu oft passiert ist.
Der Vogel bewegt sich schnell. Dazu verändert sich auch noch die Entfernung. In diesem Szenario wird ein guter Autofokus benötigt. Wenn der Fokus nicht schnell neu gesetzt wird, dann kommt ihr nur sehr schwer auf brauchbare Bilder. Der Autofokus sollte auf AF-C (Nikon) oder AI-Servo (Canon) gestellt werden, damit der Autofokus nachgeführt werden kann.
Hier noch weiterführende Links zum Thema Vogel Fotografie:
Zum Schluss hier noch ein paar schöne Bilder von fliegenden Vögeln.
Die meisten Vogel Bilder sind im Urlaub in Kanada (Vancouver Island Reisebericht, Jasper NP Reisebericht, Banff NP Reisebericht), Alaska und auf unserer Wohnmobil Rundreise durch den mittleren Westen der USA entstanden (z.B. im Yellowstone NP). Der Südwesten von Florida ist auch ein wahres Naturparadies.
Fazit Vogel Fotografie – Übung macht den Meister
Probieren geht über studieren. Macht euch auch mit eurer Kamera vertraut und lernt die Möglichkeiten kennen, welche eure Kamera bietet. Geht früh morgens oder am späteren Nachmittag raus zum fotografieren und stellt die Belichtungszeit auf keinen Fall länger als 1/1000 Sekunden ein. Gerade Bilder von fliegenden Vögeln sind ansonsten nicht scharf. Bei gutem Licht sollte die Belichtungszeit eher noch kürzer sein (1/2000 Sekunden oder noch kürzer).
Martin kunzer sagt
Hallo Andreas, sehr schöne Bilder hast du gemacht, und tolle Tipps gegeben.
Seit ein paar Tage probier ich auch Vögel und Enten im Flug zu fotografieren.
Ein paar Fotos gefallen mir, aber 200mm Brennweite sind zu wenig. Ich habe eine Nikon und das 70-200/4 Objektiv.
Seit 2 Tagen lese ich alles über das Sigma 150-600mm Sports, und bin begeistert das es nicht ganz so teuer ist und gute Bewertungen erhält.
Vielleicht kannst du deine Meinung darüber berichten.
Vielen Dank und eine gute Zeit
Andreas sagt
Hallo Martin, vielen Dank für das Lob. 200mm sind für fliegende Vögel i.d.R. zu wenig Brennweite. Daher hatte ich mir zusätzlich zum 70-200mm noch das Canon 100-400 II zugelegt und mit den 400mm bin ich auch noch oft zu weit entfernt. Da nutzt auch der Cropfaktor von 1,6 nichts. Ich habe selbst noch keine Erfahrungen mit dem Sigma 150-600mm Sports. Grundsätzlich bekommt man mit diesem Objektiv aber sehr viel Zoom für die Investition. Bei gutem Licht lassen sich auch mit 600mm und f/6.3 noch gute Tierfotos machen. Bei einer APS-C Sensor / Cropfaktor sind es dann ja schon 960mm. Dafür muss man sonst fast schon Beträge im fünfstelligen Bereich ausgeben. Stören würde mich an der Sports Version das mit 2,8kg doch erhebliche Gewicht. Ich habe die meisten Aufnahmen von fliegenden Vögeln bis jetzt doch eher ohne Stativ gemacht. Da lässt es sich leichter und schneller auf die oft doch sehr unberechenbaren Bewegungen der Tiere reagieren. Wenn dich das aber nicht stört, dann ist das Sigma sicher eine sehr gute Wahl.
Viele Grüße,
Andreas